Die Erweiterung des rationalen Weltbildes

Der Verstand reduziert die Realität auf das, was er kontrollieren kann und erschafft so die Illusion, dass das gesamte Universum rein rational kontrollierbar sei. Dem entspricht die Verabsolutierung der Wissenschaft zum einzigen nötigen, einzig legitimen, weil allumfassenden Erkenntnisprinzip. Die letzten Kapitel haben sich mit der Auflösung dieser Illusionen befasst:

Die Illusionsbildung erfolgt unbewusst. Der Verstand baut sein Weltbild unbewusst so auf, dass eine Konfrontation mit seiner Begrenztheit vermieden wird. Dabei gibt er einen Teil der Realität für das Ganze aus. Das heißt, er nimmt einen Teil der Realität gar nicht als existent wahr und hat auch dementsprechend kein Modell dafür. Die Auflösung der Illusionen befreit das rationale Weltbild von seinen falschen Teilen und reduziert es auf den Teil, der stimmt und funktioniert. Auf dieser Grundlage können dann die fehlenden Teile des rationalen Weltbildes neu aufgebaut werden.

Materie und ihre Gesetzmäßigkeiten bilden den funktionierenden Teil des rationalen Weltbildes. Was fehlt, ist

Aus Sicht der Wissenschaft ist Religion nichts weiter als ein völlig überholtes Weltbild, das durch die Wissenschaft abgelöst wurde. Tatsächlich aber beschreibt die Religion genau den Teil der Realität, der durch die Wissenschaft gar nicht erfasst wird. Das Problem ist nur, dass die symbolhafte, mystifizierende Darstellung der Religion dem heutigen extrem versachlichten Verstand in ihrer tatsächlichen Bedeutung nicht mehr zugänglich ist.

Der folgende Teil dieses Textes widmet sich nun dem Aufbau des fehlenden Teils des Weltbildes und klärt dabei auch schrittweise die involvierten Grundbegriffe. Dabei geht es nicht nur um den fehlenden Teil an sich, sondern viel mehr noch um die Zusammenhänge zwischen den beiden Teilen. Die Wissenschaft betrachtet immer nur das, was vor ihrer Nase ist. Sie betrachtet nie die Interaktion dessen, was wahrnimmt mit dem Wahrgenommenen.

Um diesen Teil der Realität zu erfassen, muss die inner-psychische Wahrnehmung als Datenquelle in die Modellbildung mit einbezogen werden. Das Innere der Psyche ist wie eine Landschaft mit Elementen, mit denen man über sein Verhalten interagieren kann - ganz ähnlich der äußeren Landschaft, nur dass es sich um nicht-materielle Elemente handelt. Interaktionen mit inner-psychischen Elementen finden die ganze Zeit statt, aber unbewusst und außerhalb des rationalen Weltbildes. Deshalb bringen sie viel zu oft negative Resultate hervor.

All die rationale Modellbildung ist aber kein Selbstzweck. Sie dient dem Ziel, den vom Verstand im Laufe seiner Entwicklung unterdrückten nicht-rationalen Teile der Psyche zu reaktivieren und mit dem rationalen Verstand zu vereinen. Auf diese Weise entwickelt die Psyche Möglichkeiten, die aus rationaler Sicht geradezu unvorstellbar erscheinen.

weiter im Text: Innerpsychische Wahrnehmung