Veränderliche Gesetzmäßigkeiten

Die Gesetzmäßigkeiten super-komplexer Systeme unterscheiden sich in zwei ganz wesentlichen Punkten von den Naturgesetzen:

  1. Sie haben einen signifikanten nicht-gesetzmäßigen Verhaltensanteil, der die rationale Kontrolle maßgeblich einschränkt. Praktisch äußert sich das darin, dass bei Anwendung dieser Gesetzmäßigkeiten eine gewisse Spanne an Resultaten möglich ist oder dass Ereignisse mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten. Der Verstand versucht, die Gesetzmäßigkeiten super-komplexer Systeme mit Hilfe der Statistik zu erfassen. Er macht dann allerdings den Fehler, diese Gesetzmäßigkeiten genauso anwenden zu wollen wie die Naturgesetze und das funktioniert aber nicht,
  2. denn sie verändern sich im Laufe ihrer Anwendung!

Wenn der Verstand Verhalten steuert, indem er Gesetzmäßigkeiten anwendet, dann geht er felsenfest davon aus, dass er die Konsequenz mit Sicherheit herbeiführt, indem er die Bedingung erfüllt, so wie es bei den Naturgesetzen auch der Fall wäre. Er überträgt einfach das Gefühl vollständiger Kontrolle von den Naturgesetzen auf jegliche Art von Gesetzmäßigkeit. Dabei hat er überhaupt nicht auf dem Schirm, dass sich Gesetzmäßigkeiten, die keine Naturgesetze sind, im Laufe ihrer Anwendung ändern können und zwar so, dass es der angestrebten Absicht entgegenwirkt!

Ein Beispiel dafür, das Milliarden Menschen kennen, ist das Abnehmen mit einer Diät. Diäten basieren auf dem gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und Körpergewicht:

Wer sein Gewicht mit einer Diät reduzieren möchte, erlebt zunächst, dass das gar nicht so einfach umzusetzen ist. Der Verstand hat zwar den Anspruch, das Verhalten rational zu kontrollieren, aber es gibt in der menschlichen Psyche noch weitere verhaltensbestimmende Einflüsse. Wenn ein Mensch zu viel isst oder trinkt dann gibt es dafür Gründe, die gefunden werden müssen, um das Problem Übergewicht zu lösen. Sich einfach nur dazu zu zwingen, weniger zu essen, kann nie eine langfristige Lösung sein. (Wenn Diäten erfolgreich zu sein scheinen, dann wurde das hinter dem Übergewicht stehende Problem entweder unbewusst gelöst oder das Problem wurde in andere Bereiche verschoben.)

Wenn man über Jahre hinweg versucht, mit Hilfe von Diäten abzunehmen, gelingt es mit der Zeit immer besser, weniger zu essen, als der Appetit eigentlich einfordert. Und dann zeigt sich ein erstaunlicher Effekt: Obwohl die Nahrungsaufnahme immer weiter reduziert wird, nimmt das Körpergewicht trotzdem nicht ab. Der Körper stellt seine Nahrungsaufnahme um und zwar so, dass es dem Ziel der Gewichtsabnahme entgegenwirkt! Der Körper nimmt von immer weniger Essen immer mehr zu. Es gibt übergewichtige Menschen, die fast gar nichts mehr essen und dennoch nicht abnehmen. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich die Gesetzmäßigkeiten eines super-komplexen Systems im Laufe ihrer Anwendung so verändern, dass das anvisierte Ziel nicht erreicht werden kann.

weiter im Text: Zufall